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Thomas Mann Fellows 2024 ausgewählt

Dreizehn herausragende Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Medien diskutieren im Thomas Mann House in Los Angeles im nächsten Jahr das Spannungsfeld von "Democracy and Vulnerability".

Wie verwundbar ist die Demokratie? Wie kann sie lernen, mit ihren eigenen Schwachstellen umzugehen und welche Verantwortung trägt sie gegenüber den Schwächsten in ihrer Gesellschaft? In Zeiten zunehmender ökologischer, geopolitischer und wirtschaftlicher Herausforderungen, scheinen diese Fragen aktueller denn je. Im Rahmen des Wahljahres in den USA 2024 werden sich dreizehn ausgewählte Thomas Mann Fellows mit Fragen von Demokratie und Vulnerabilität auseinandersetzen. Während ihrer mehrmonatigen Aufenthalte im ehemaligen Exilwohnsitz der Familie Mann, dem Thomas Mann House, werden sie im Austausch mit US-amerikanischen Expert:innen und der dortigen Öffentlichkeit an ihren Projekten zum Jahresthema "Democracy and Vulnerability" arbeiten.

Diese dreizehn Stipendiat:innen wurden vom unabhängigen Beirat des Thomas Mann House für Aufenthalte im kommenden Jahr nominiert: die Rechtswissenschaftlerin Susanne Baer, Soziolog_in Sabine_ Hark und die Philosophin Rahel Jaeggi, die Journalistin Aida Baghernejad, die Autorin und Journalistin Theresia Enzensberger, die Autorin Julia Franck, der Politikwissenschaftler Johannes Gerschewski und die Sozialwissenschaftlerin Pola Lehmann, der Historiker und Jurist Dieter Gosewinkel, die Autorin und Journalistin Ciani-Sophia Hoeder, der Autor und Moderator Friedemann Karig, die Kommunikationswissenschaftlerin Ulrike Klinger und die Kommunikations- und Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele.

→ Zu den Kurzbiografien und Projekten

In ihren Projekten beschäftigen sich die Fellows mit folgenden Themen:

Wie wollen wir zusammenleben? Dieser Frage gehen Susanne Baer, Sabine_ Hark und Rahel Jaeggi am Thomas Mann House nach. Sie bringen kritische Rechtswissenschaften und vergleichenden Konstitutionalismus mit Sozialphilosophie, kritischer Theorie, feministischer und Queer Theorie ins Gespräch und leisten einen Beitrag zu einer Praxistheorie der Solidarität.

Aida Baghernejad befasst sich während ihres Aufenthalts in Kalifornien mit der Schnittstelle zwischen Popkultur und Politik in Zeiten multipler Krisen. Sie nimmt dabei Bezug auf die Geschichte des Thomas Mann House, der Emigrant:innen in Los Angeles und deren Echo und Bedeutung in der deutschen und US-amerikanischen Kulturlandschaft.

Während ihres Fellowships untersucht Theresia Enzensberger in Form von Essays und Reportagen die Entstehung von außerstaatlichen Räumen sowie ihr Spannungsverhältnis zu Nationalstaaten und Gemeinschaftsbildung.

Julia Franck erkundet und reflektiert während ihrer Zeit in Los Angeles die Bedingungen des Auswanderns, der Exilierung, des Bleibens und Zusammenlebens und verarbeitet diese Gedanken und Eindrücke prosaisch in einem anstehenden Roman, der die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft.

Johannes Gerschewski und Pola Lehmann diskutieren am Thomas Mann House den Wert des Kompromisses für demokratische Gesellschaften. Lässt sich empirisch nachweisen, dass politische Diskussionen zunehmend moralisch aufgeladen und unversöhnlich geführt werden? Wie kann dem entgegengewirkt werden und wo liegen die Grenzen des Kompromisses?

Während seines Aufenthalts in Los Angeles erforscht und problematisiert Dieter Gosewinkel die Praxis des Ausschlusses von Staatsfeinden aus der demokratischen Rechtsgemeinschaft und weist damit auf eine innere Verwundbarkeit der Demokratie hin.

Als Fellow des Thomas Mann House setzt sich Ciani-Sophia Hoeder mit ökologischem Rassismus auseinander. Sie untersucht, inwieweit man BiPoC Urban Farming als Praxis des Widerstands gegen White Supremacy interpretieren kann. Ist dies ein Mittel und Werkzeug, um die Demokratie zu verbessern, unterrepräsentierte Gemeinschaften zu stärken und die Umwelt zu schützen?

Friedemann Karig beschäftigt sich während seines Fellowships mit der Protestkultur in den USA. Ausgehend von Henry David Thoreau und dessen Begriff des zivilen Ungehorsams blickt Karig auf die Bürgerrechtsbewegung, Occupy Wall Street und Black Lives Matter und fragt, durch welche Proteste Demokratien heute verletzbar sind.

Ulrike Klinger blickt aus einer transatlantischen Perspektive auf die Wahlkämpfe 2024. Im Mai wird ein neues Europäisches Parlament, im November 2024 der US-Präsident und Teile des Kongresses gewählt. Ihr Projekt konzentriert sich auf Akteure und Behauptungen, die die Legitimität der Wahlen selbst in Frage stellen, auf Wahlbetrugs-Kampagnen und Desinformation über den Wahlprozess.

Andrea Römmele geht der Frage nach, welche Auswirkungen die großen gesellschaftlichen Megatrends wie Technologie, AI, Urbanisierung, demografischer und sozialer Wandel, Klimawandel und Ressourcenknappheit oder die globalen Wachstumsmärkte auf unsere Demokratie haben. Kommen wir aufgrund verschiedener systemischer und gesellschaftlicher Strukturen in Deutschland und den USA womöglich jeweils zu anderen Antworten auf diese Frage?


Die Auswahl der Fellows traf der unabhängige Beirat des Thomas Mann House: Prof. Dr. Helmut Anheier (Professor für Soziologie an der Hertie School, Mitglied des US-Advisory Boards des TMH), Dr. Cathleen Fisher (Geschäftsführerin der German-American Fulbright Commission), Lorena Jaume-Palasí (Gründerin von The Ethical Tech Society), Prof. Dr. Peter Jelavich (Professor für Geschichte an der Johns Hopkins University), Esra Küçük (Geschäftsführendes Mitglied des Stiftungsrates der Allianz Kulturstiftung und Vorstand der Allianz Umweltstiftung), Dr. Ingomar Lorch (Teamleiter Förderabteilung - Bereiche Wissenschaft, Kultur und Bildung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung) Prof. Dr. Ulrich Raulff (Präsident des IfA – Institut für Auslandsbeziehungen), Alex Ross (Journalist The New Yorker, Mitglied des US-Advisory Boards des TMH).

Die Berthold Leibinger Stiftung, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie das Auswärtige Amt finanzieren die Thomas Mann Fellowships. Der gemeinnützige Verein Villa Aurora & Thomas Mann House wird vom Auswärtigen Amt, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Goethe-Institut gefördert.